So sehen Sieger aus oder wie es zu unserer Prämie kam

Vielleicht wissen Sie es schon. Vor allem dann, wenn Sie unsere Dienste von integration Wien regelmäßig nutzen oder wenn Sie auch einfach unseren Film gesehen haben, über welchen ich bereits hier berichtet habe. Insofern wäre es vielleicht gar nicht mehr nötig, es auszusprechen. Doch ich bin so stolz ob dieser Tatsache, ich muss es einfach regelrecht in die Welt hinausschreien: Wir haben den wheelday-Jugendwettbewerb gewonnen!

wheelday_gruppenfotoFalls Sie doch nicht wissen sollten, was ich meine: Ich spreche von der Prämie, welche ich gemeinsam mit meinen Kollegen für unseren Film bekommen habe. Und wir durften auch alle zu der Preisverleihung mit ganz erlesenen Gästen hingehen! Antti und ich kamen um knapp 18 Uhr beim Schottenring an. Von dort aus gingen wir weiter zum Oskar- Morgenstern- Platz, auf welchem jenes Gebäude stand, in dem die Ehrung stattfinden sollte. Aber – das war doch nicht möglich?! So etwas Scheußliches… Fast die Hölle auf Erden! Dieses Gebäude war doch tatsächlich: die Uni für Mathematik und Wirtschaft. Pfui, pfui und nochmals pfui Teufel! Aber dann mussten wir ja falsch sein?! Nein, tatsächlich: Die Uni ist sehr flexibel, was so etwas anbelangt…

Weil wir eine halbe Stunde lang umsonst gewartet hatten, gingen wir hinauf in den ersten Stock, in der Hoffnung, unsere Kollegen seien schon da. Doch nein: Stattdessen waren die Reihen schon gefüllt mit den anderen Projektteilnehmern, den Politikern und mehr. Moment mal… Politiker? Ja wirklich: Eine ganze Delegation aus albanischen Politikern hatte Platz genommen. Wie wir später erfuhren lag dies an einem gemeinsamen Projekt zwischen den beiden Ländern. Ganz zu schweigen von den offiziellen Vertretern der einheimischen Politik… Naja, jedenfalls erschienen die Unsrigen etwas verspätet. Schließlich erschienen sie direkt in dem Moment, als eine ältere Dame (welche sich als Leiterin der Veranstaltung herausstellte) schon ihre Eröffnungsrede hielt. Marcel kam dabei im feinsten, blauen Zwirn. Sogar Karlo war anwesend, wäre am Liebsten gleich auf die Bühne gesprungen. Nur Philipp konnte nicht vor dem Ende des Programms erscheinen. Die Parkplätze waren ihm leider nicht hold.

Der Ablauf war ganz überschaubar, wie auch ein Zettel uns vermittelte: Zunächst einmal die einleitenden Worte der Herren Politiker. Sie wünschten uns im Namen von den Ministern Kurz und Rupprechter nicht nur Grüße, sondern betonten auch die Notwendigkeit diversester Projekte. Danach waren auch schon die Projekte an der Reihe: Tatsächlich gab es nur drei Sieger, aber alle zählten als Platz 1. Wobei ich durchaus so manche Abstufung erkennen kann: Wäre es nur nach dem Inhalt selbst gegangen, hätten wir vielleicht auch nur maximal Platz 2 erreicht. Denn während die eine Gruppe sogar Wanderwege für Rollstuhlfahrer gestaltet hatte, half die andere sogar einem Krebskranken mittels Stammzelltherapie weiter. Doch wissen Sie, worin der wesentliche Unterschied lag, der uns später als Sieger erscheinen ließ? Der wohl wesentlichste Punkt überhaupt: Die Reden. Denn Antti und ich gingen nach vorne, um ganz frei zu reden, Marcel und Aron standen daneben. Die vorherigen Gruppen hatten alle mittels kleinen Karteikarten und mit einer Art gsibergerischem Dialekt (dem Vorarlbergerischen) irgendetwas mühsam Zusammengeklaubtes vorbereitet.
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Umso besser vorbereitet waren wir – weil wir uns eben gerade NICHT vorbereitet hatten, wie es auch Verena richtigerweise gewollt hatte.  Stattdessen  sprachen wir alle mit freier Zunge und freiem Herzen. Antti sprach noch – sehr clever – unsere Dienste von Integration Wien an. Eine gewisse Verknüpfung zwischen uns allen und dem Film bestand ja! Und dann kam ich. Und mit einer rhetorischen Routine eines Cicero- und mit einem bis zum Hals pochenden Herzen – sprach ich ganz einfach nur: ‚Wir haben all dies nicht nur für diejenigen getan, die eine Behinderung haben. Sondern auch für all diejenigen, die solcherlei Leute kennen. Ich hoffe, dass hierzu die Menschen inspiriert werden konnten.‘ Und dann gab ich noch an Marcel das Mikrophon. Wenn er glaubte, er wäre nervös: Ging es mir denn besser? Und so bedankte auch er sich noch einmal. Die Übersetzer für Albanisch und sogar für die Gebärdensprache kamen gar nicht mehr aus dem Reden und Staunen heraus. Deswegen waren sie ja – SIMULTANE Dolmetscher!

Nach der Rede klopfte mir Antti noch anerkennend auf die Schulter. „Das war verdaaammt nochmal großartig!“, meinte er anerkennend. Die Endorphine ließen uns den Rest der Veranstaltung gar nicht mehr bewusst miterleben. Die stellvertretende albanische Außenministerin sprach noch einmal ein paar Worte. Dann wurden noch drei Filme von Sponsoren wie „Licht für die Welt“ gezeigt. Hierbei konnten wir uns jedoch nur auf die Untertitel verlassen: Der Ton war fast ausgefallen!

Schließlich war noch Zeit für das so genannte „gesellige Beisammensein“. Mit anderen Worten: Nunc est bibendum! Allerdings schmeckten mir diese „Escapadrillas“ oder wie auch immer nicht wirklich. Und so kam ich noch zum Reden mit meinen Kollegen, und auch mit einigen neuen Gesichtern. Ich setzte mich sogar ohne Jacke ins Freie – bei 15 Grad im Dezember! Und schließlich ließen wir den Abend ganz besonders ausklingen: Mit einem Gruppenfoto. Ach ja, und unsere Urkunde inkl. 300-Euro-Check war auch dabei!

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Matthias Ledoldis
Der Verfasser dieses Textes erhält Freizeitassistenz bei integration wien