Archiv für den Monat: April 2016

Kunst bewegt – der zweite Workshop

IMG_8129Im Kunsthistorischen Museum findet über mehrere Termine ein Kunstprojekt statt. Viele KlientInnen und FreizeitassistentInnen von integration wien begaben sich nun bereits zum zweiten Mal zum Seiteneingang des Museums, dann ging es gesammelt hinein. Das Atelier im Erdgeschoss ist ein einladender und sehr inspirierender Ort. In sämtlichen Ecken und Regalen warten begonnene Projekte auf ihre Fertigstellung. Zwei sehr engagierte Kunstvermittlerinnen kümmern sich um das Programm, aber auch um Erfrischungsgetränke.

Zunächst geht es mit Papier und Buntstiften beladen in den ersten Stock des Museums, um ein hunderte Jahre altes Gemälde abzumalen. Zu sehen ist ein jugendlich wirkender Amor, der im Begriff ist, einen neuen Bogen zu schnitzen. Dann ziehen wir weiter, um eine romantische Tanzgesellschaft auf Papier zu bringen. Die unterschiedlichsten grafischen Gebilde entwickeln sich auf unseren Papierstücken. Bei dieser Gelegenheit tut es auch gut, den zahlreichen RollstuhlfahrerInnen den prächtigen Stiegenaufgang aus der Nähe sehen zu lassen. Allzu oft sieht man als RollifahrerIn nur endlose schmale Gänge, die zu Liften führen. Da tun Marmorsäulen als Abwechslung nicht schlecht.

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Etwas später sind wir alle wieder zurück im Atelier und wenden uns nun, nach einer kleinen Stärkung, einem neuen Projekt zu. Mit Wassermalfarben werden Regenbogen oder Landschaftsansichten gepinselt. Es gibt auch Material um Collagen anzufertigen, die schlussendlich gerahmt werden.

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Die Zeit vergeht wie im Flug und nach ein paar Stunden künstlerischer Tätigkeit darf ein kurzer Ausflug in die Mahü (= Mariahilferstraße) nicht fehlen. Kunst braucht Muße, am besten mit Eis in der Hand.

Georg List, Freizeitassistenz bei integration wien

Das ESI – Teamcoaching (empathisch, sympathisch, inklusiv)!

Das diesjährige Teamcoaching fand in den Räumlichkeiten von integration wien statt. Vor Beginn des Coachings stärkten wir uns bereits in der Küche und kamen dort auch schon ins Gespräch mit Lukas, dem Coach. Viele kannten ihn schon vom Outdoorpädagogikseminar, welches ein halbes Jahr zurückliegt. Alle waren fasziniert vom Namensgedächtnis von Lukas, da er uns alle noch kannte. Positiv wahrzunehmen war von Beginn an auch sofort, dass unser Coach den ganzen Tag mit uns interagierte und sich auch nicht einmal in den Pausen zurückzog; er war Teil unseres Teams und wirkte nicht wie eine externe professionelle Person. Bei der richtigen Begrüßung hatten wir alle auch großen Spaß, da Lukas vergessen hatte, sich vorzustellen, da er annahm, dass alle Beteiligten ihn schon kennen. Für die neuen KollegInnen stellte er sich dann doch noch kurz vor und dann starteten wir mit der Besprechung des heutigen Tagesablaufs, womit sich alle einverstanden erklärten.

someoneshoesBeim Themengebiet „Inklusion“ hatte unser Coach eine Aufgabe für uns vorbereitet. Wir mussten unsere Schuhe mit einer anderen Person tauschen und diese anziehen. Nach einer gefühlten Skepsis im Raum hatten wir alle aber große Freude dabei. Danach besprachen wir unsere Gefühle, die wir in den anderen Schuhen fühlten. Viele fühlten sich beengt, die anderen hatten viel Freiheit. Das Fußbett fühlte sich bei allen ungewohnt an und allgemein fühlten wir uns in anderen Schuhen „nicht willkommen“. Auch bei Menschen mit Beeinträchtigung ist es in unserer Gesellschaft so. Trotzdem wir jedoch in „anderen Schuhen steckten“ und sozusagen etwas beeinträchtigt waren, waren wir trotzdem dasselbe Team, das miteinander kooperiert und aktiv agiert.

Zu dieser Thematik diskutierten wir dann auch noch über die Begriffe „Sympathie“ und „Empathie“, deren Gemeinsamkeiten und Differenzen. Dazu gab es die unterschiedlichsten Begriffsdefinitionen, wir mussten jedoch feststellen, dass sich alle unterschiedlichen Definitionen der normativen Begriffsdefinition ähnlich sind. Bezüglich dazu stellte sich im Team heraus, dass jeder Mensch individuell ist in seiner Sichtweise, wir trotz allem aber alle Sichtweisen akzeptieren (können) und eine Gemeinschaft bilden.

Nach der Pause machten wir Gruppendiskussionen mit vier Themengebieten, unter anderem „Organisatorisches“ oder „Probleme mit den Eltern“. Nach den Diskussionsrunden fassten wir im Plenum die wichtigsten Punkte zusammen und es stellte sich heraus, dass beispielsweise beim Themengebiet „Organisatorisches“ viele offene Fragen auftauchten. Auch zu den anderen Punkten zeigten sich teilweise Probleme auf, zu welchen wir gemeinsam Lösungswege erarbeiteten. Da die Zeit jedoch dann bereits vorangeschritten ist, beschlossen wir, dass wir eine halbe Stunde dranhängen, damit wir noch zusammenfassen können, was wir gemeinsam mit unserer Teamleitung im nächsten Team besprechen wollen.

Bei der Abschlussrunde waren alle Beteiligten positiv gestimmt und wir stimmten alle überein, dass wir von diesem Teamcoaching viel mitnehmen können. Außerdem mussten wir feststellen, dass wir, obwohl wir in diesem Coaching eher allgemeine Dinge besprochen haben und nicht individuell auf jede/n KlientIn eingegangen sind, trotzdem in unserer Arbeit mit der/dem KlientIn viele Dinge umsetzen können. Wir hatten großen Spaß und freuen uns auf das nächste Zusammentreffen. Zusammenfassend kann man sagen: Egal, in welchen Schuhen man steckt, mit Empathie und Sympathie kann man inklusiv an jeder Gemeinschaft teilhaben!

Kerstin Neuwirth ist Freizeitassistentin bei integration wien

Meine Zeit bei integration wien

Im April 2011 begann meine Tätigkeit als Freizeitassistent für integration wien. Von Anfang an war es mir eine Freude, Mario, einen aufgeweckten, sehr aktiven jungen Mann bei verschiedensten Freizeitaktivitäten zu begleiten. Zu Beginn war es vor allem wichtig, gegenseitig Vertrauen aufbauen zu können. Wir besuchten Spielplätze in der näheren Umgebung, fütterten Enten, machten ausgiebige Spaziergänge und spielten Ball in der Nachbarschaft. Nach einigen Monaten trauten wir uns dann auch an weitere Ausflüge und die Öffi-Benützung heran. Monatlicher Fixpunkt wurde die integrative Disko in der Schlachthausgasse, wo Mario und ich Kontakte pflegen und das Tanzbein schwingen konnten. Auch Besuche im Schönbrunner Tiergarten, dem Wurstelprater, Eis essen am Stephansplatz oder Kino waren Highlights, die mir noch lange in Erinnerung bleiben werden. Die ansteckende Freude meines Klienten über für mich alltägliche Dinge rückte auch meinen Fokus auf kleine Schönheiten des Lebens zurecht.

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Im Jahr darauf lernte ich mit Sandra meine zweite Klientin kennen. Zur damaligen Zeit noch Schülerin, konnte ich ihre persönliche Entwicklung und berufliche Integration in einer Werkstätte mit computergestützter Kommunikation bis heute miterleben. Die großartige Unterstützung und Offenheit ihrer Familie machte es uns einfach, alle (un)möglichen Aktivitäten auszuprobieren und Sandras hohen Unterstützungsbedarf zu vergessen. Wir besuchten Konzerte und Bälle, machten ausgiebige Rollstuhlwanderungen, tanzten. Unvergessen bleibt mir der Moment im Haus des Meeres, als Sandra das erste Mal in ihrem Leben einen Taucher im Haifischbecken sah, der über unseren Köpfen schwebte. Ihr Ausdruck änderte sich schlagartig und auch Stunden später war noch ein breites Grinsen in ihrem Gesicht. Da habe ich begriffen, dass manche Momente ewig andauern. Sogar wenn sie vorbei sind dauern sie noch an. Manchmal kamen auch SchulfreundInnen von Sandra oder KollegInnen mit ihren KlientInnen mit zu kulturellen Aktivitäten wie Kino-, Theater- oder Museumsbesuchen. Gemeinsam die freie Zeit nutzen zu können, Kontakte zu pflegen und neue Freundschaften zu schließen ist ein essentieller Bestandteil des Konzepts von integration wien.

„Jeder Moment kann der Schönste sein.
Man muss nur wissen, mit wem man ihn teilen will“.

Auch Vereinsaktivitäten wie regelmäßige Teamtreffen, Coachings, Seminare und Workshops sowie nette Gespräche mit engagierten KollegInnen haben mir immer großen Spaß gemacht. Der Zusammenhalt war stets spürbar und bei Fragen fand ich immer ein offenes Ohr. Die Entwicklung von integration wien vom kleinen visionären Projekt zu einer fixen Größe im Wiener Assistenzgeschehen half generell das Recht auf die aktive Freizeitgestaltung eines jeden Menschen zu festigen. Nicht nur die steigenden Fördermittel und Assistenzzahlen, sondern vor allem die strahlenden Gesichter unserer KlientInnen zeugen von diesem Erfolg.

Nun startet nach dem Abschluss meines Studiums der Lebensmitteltechnologie ein neuer Lebensabschnitt für mich und mit dem Umzug in mein Heimat-Bundesland Vorarlberg endet leider auch eine schöne Zeit bei integration wien. Ich nehme viele spannende Erfahrungen mit und habe Sichtweisen kennengelernt, die meinen Horizont wesentlich erweiterten. Hierfür möchte ich allen Beteiligten Danke sagen!

Jochen war Freizeitassistent bei integration Wien