Archiv für den Monat: Dezember 2019

Vom Weihnachtszauber und wo er zu finden ist

Der große Christbaum vorm Schloss Schönbrunn

Wie jedes Jahr aufs Neue gibt es in Wien zur Adventzeit viele Christkindlmärkte mit leuchtenden Standerln voller Charme und Schmankerl. Diesmal trudelten alle StammtischlerInnen nacheinander am Schönbrunner Christkindlmarkt ein, mit Sicht auf den 18 Meter hohen Christbaum. Durch die vielen BesucherInnen herrschte dort eine lebhafte Stimmung und die winterliche Kälte war recht gut zu ertragen im Vergleich zu den Tagen davor.

Zuerst widmeten sich die meisten der Verkostung von (süß-)köstlichen Heißgetränken, deren Auswahl von Apfel- bis Zwetschgenpunsch reichte. Danach machten sich einige auf die Suche nach einem Gaumenschmaus, wobei sich die Kartoffelspiralen außergewöhnlich großer Beliebtheit erfreuten. Thomas und Gabriel wurden in einer Menschenschlange gesichtet, die so lange war wie der Christbaum hoch. Dennoch kehrten die beiden erfolgreich mit einer Spitztüte voll Kartoffelspiralen zurück – so hat sich das Warten wohl gelohnt

Sofia und Thomas am Weihnachtsmarkt Schloss Schönbrunn

Das Lachen und Plaudern in unserer bunten Runde wurde im Hintergrund durch den Jung Wien Chor begleitet, der auf einer Bühne vor dem Christbaum ein Weihnachtslied nach dem anderen sang. Severin überkam der Wunsch, die Musik aus nächster Nähe zu hören. Somit mischten wir uns unter das Publikum und „fühlten“ die Klänge.

Nach einer Weile stieg uns ein deftiger Duft von Gulasch (gemischt mit dem Duft anderer Köstlichkeiten) in die Nase und verlockte Severin zum Schlemmen. Eine Warteschlange später wurde schon eine Portion Gulasch im Brot heiß serviert – und Körper und Seele wirkten zufrieden J Daneben schmiedete Maria bereits Urlaubspläne für das kommende Jahr 2020.

Severin, sehr zufrieden mit seiner Gulaschsuppe im Brotteller

Nach und nach verkleinerte sich schließlich die Runde. Zum Abschied wurden Hände gereicht, Blicke, Umarmungen und gute Gedanken ausgetauscht – man freut sich auf einander und auf die vielen gemeinsamen Erlebnisse im neuen Jahr.

Unsere Gruppe aus Assistentzpaaren beim Plaudern und Schlemmen

Also ließ sich der eigentliche Weihnachtszauber nicht im Gulasch oder am Christbaum finden, sondern in der Freude auf- und füreinander.

Ein Beitrag von Gudrun Bumberger, Freizeitassistentin bei integration wien

Im feinsten Zwirn, zu Gast bei Van der Bellen: Eine Weihnachtsgeschichte

Thomas und Gabriel bei der Begrüßung durch den Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen

Thomas und ich staunten nicht schlecht als wir eines schönen Tages erfuhren, dass wir zum traditionellen Weihnachtsempfang für Menschen mit Behinderung des Österreichischen Bundespräsidenten eingeladen seien. Sofern wir Zeit und Lust hätten, den späten Freitagnachmittag dafür zu opfern. Die hatten wir selbstverständlich und so fieberten wir aufgeregt einem luxuriösen Dinner mit Herrn Van der Bellen in der aufwändig geschmückten Hofburg entgegen.

Thomas und Gabriel im feinsten Zwirn

Als der Tag endlich gekommen war, warfen wir uns in unseren feinsten Zwirn und wurden stilgerecht von einer Chauffeurin (Thomas Mutter) zur Hofburg kutschiert. Dort angekommen, durchquerten wir zunächst etliche prunkvoll ausgestattete und mit vielen Bildern von historisch bedeutsamen Persönlichkeiten behängte Räumlichkeiten. Bis wir schließlich staunend den pompösen Zeremoniensaal erreichten. Von einer sehr freundlichen Dame wurde uns daraufhin einer der vielen Tische zugewiesen und eine äußerst enttäuschende Nachricht verkündet. Es wird kein Dinner geben, lediglich Getränke und Plätzchen! Naja, angesichts der lecken aussehenden Plätzchen und der prächtigen Umgebung hatten wir diese Überraschung sehr schnell überwunden. Und während wir uns sogleich über die Plätzchen hermachten, betrat auch schon Herr Van der Bellen mit seiner Frau Doris Schmidauer den Saal. Lächelnd und Hände schüttelnd kämpfte der Bundespräsident sich durch bis zum Rednerpult, wo er eine, meiner Meinung nach, äußerst gelungene Rede über die Bedeutung von Inklusion für Menschenwürde, Fairness und Gerechtigkeit hielt. Noch seien längst nicht alle „Barrieren in der Politik, an konkreten Orten und in unseren Köpfen überwunden“ und der Weg dorthin sei, auf gut weanerisch, „ein zacher Prozess“. Doch viele Menschen versuchen dieses Ideal der Inklusion zu verwirklichen und dafür möchte er sich auch mittels dieser Weihnachtsfeier bedanken. Zu der feierlichen Veranstaltung waren neben Thomas und mir als Vertreter von Integration Wien natürlich auch viele VertreterInnen anderer Organisationen von und für Menschen mit Behinderung geladen.

Thomas mit Vertretern anderer Vereine

Die Feier war, grob gesagt, in zwei Teile aufgeteilt. Zunächst gab es ein Unterhaltungsprogramm und anschließend konnten die Gäste etwas mit Herrn Van der Bellen und seiner Frau Doris Schmidauer plauschen und Fotos machen.

Unterhalten wurden wir von der Schauspielerin Christina Sprenger, die unter anderem mehrere äußerst amüsante Wunschzettel an das Christkind vorlas und mit großer Hingabe einige lustige aber auch nachdenklich stimmende Gedichte vortrug. Des Weiteren durften wir den Wiener Sängerknaben lauschen, die uns mit diversen weihnachtlichen Liedern beglückten. Unter den Sängerknaben befanden sich übrigens auch viele Mädchen. Der Auftritt der jungen MusikerInnen war mein persönliches Highlight der Feier, deren Gesang mir wirklich nahe ging. Zwischen den einzelnen Programmpunkten spielte ein Orchester für uns, das vor allem Thomas sehr gefiel. Deren Lieder quittierte er regelmäßig mit einem überlauten „BRAVOOO!“ und frenetischem Beifall.

Die Sängerknaben

Nachdem das Unterhaltungsprogramm beendet war, konnten wir schließlich noch ein Händeschütteln mit dem Bundespräsidenten, ein Foto sowie ein Autogramm auf Thomas Einladung ergattern. Wirklich unterhalten konnten wir uns mit „Sascha“ allerdings nicht, da auch noch viele andere BesucherInnen auf Hände schütteln, Fotos und Autogramme aus waren. Und so schlenderten wir noch ein bisschen durch den prunkvollen Zeremoniensaal und genossen die tolle Atmosphäre. Bis wir schließlich glücklich über die tolle Weihnachtsfeier die Hofburg verließen und alsbald immer noch etwas aufgedreht Thomas Mutter von unseren Erlebnissen berichteten.

Gabriel und Thomas in der prunkvollen Hofburg
Bundespräsident Van der Bellen und Thomas

Ein Beitrag von Gabriel Auer, Freizeitassistent bei integration wien

Erste Hilfe Kurs mit Liisa

Versorgen von Wunden

Am Samstag den 30.11. haben Liisa und ich uns zum ersten Mal gemeinsam auf den Weg zum bevorstehenden Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Da wir beide nicht genau wussten, was auf uns zukommen würde, waren wir ein bisschen aufgeregt.
Nachdem wir aus der U-Bahn ausgestiegen sind, suchten wir das Ausbildungszentrum des Österreichischen Roten Kreuzes, wo wir von einer sehr netten Frau empfangen wurden, die sich als Alex vorstellte. Sie hat uns an den nächsten zwei Wochenenden, die Erste Hilfe nähergebracht.

Nach einer allgemeinen Vorstellungsrunde, sollten wir Alex erzählen, welche Themen uns besonders interessieren würden. Wir begannen damit die verschiedenen Notfallnummern, insbesondere die der Rettung, zu wiederholen. Anschließend wurde unser Können auf die Probe gestellt, da wir Unfallszenen nachstellten und richtig agieren sollten. Bei diesen beschäftigten wir uns auch mit der stabilen Seitenlage und wie man diese richtig anwendet.
Nach der Mittagspause, in der wir uns alle gemeinsam beim Supermarkt eine Jause kauften, übten wir noch, wie man die Wunden von verletzten Personen mit Hilfe eines Verbandes versorgt.

Am darauffolgenden Wochenende machten Liisa und ich uns am Samstagvormittag wieder auf den Weg ins Ausbildungszentrum des Roten Kreuzes. Wir fingen den Tag damit an die Informationen von letzter Woche zu wiederholen und Fragen zu beantworten, die über die Woche aufgekommen waren.
Danach besichtigten wir das Innere eines Krankenwagens und stellten einem Rettungssanitäter die wichtigsten Fragen.

Besichtigung des Krankenwagens

Besonders interessant war es für uns an dem Tag über verschiedene Krankheiten zu sprechen, die bei Teilnehmern des Kurses auftraten. So sprachen wir beispielsweise über das Verhalten in Notsituationen bei Diabetes, Asthma und Epilepsie.
Nach all dem Lernen über die Erste Hilfe stärkten wir uns in der Mittagspause, um anschließend nochmal Unfallszenen nachzustellen. Dieses Mal benötigte die betroffene Person eine Herzdruckmassage, sowie eine Beatmung.

Alles in allem waren Liisa und ich sehr begeistert vom Erste-Hilfe-Kurs, bei dem wir viel Neues gehört haben. Besonders gefallen hat uns das Nachstellen der Unfallstationen, sowie die Zusammenarbeit mit anderen Klientinnen.

Nachstellen von Unfallszenarien

Ein Beitrag von Flora Schuster, Freizeitassistentin bei integration wien