Mein neuer Freizeitassistent Antti, der Finne

Ich habe seit mehreren Monaten Simone als Assistentin und wir haben auch sehr viele gemeinsame Momente in Erinnerung, die sehr interessant waren. Doch schon seit langem hatte mich meine Mutter darauf aufmerksam gemacht, dass ein sportlicher Assistent noch zusätzlich gut wäre. So ging ich zu Verena und bat sie um Auswahl. Natürlich könnte es auch eine Frau sein, doch bin ich vielleicht schon mit dem „Frauenmarkt“ gesättigt. Wenn man nicht nur alle Assistentinnen, sondern auch die Vertretungen zusammenzählt, so hatte ich mittlerweile 5 Frauen hintereinander. So wäre es vielleicht auch besser gewesen, einen Weg zu finden, wieder zu Männern Vertrauen zu fassen. Aus meiner Familie kenne ich eher nur den Typus Männer, die eher ihr Revier verteidigen wollen. Wie, ja wie, kann ich da noch Vertrauen schöpfen?

Antwort: Durch einen Finnen namens Antti, der mithilfe von Erasmus nach Österreich kam. Verena erzählte mir nur von seiner finnischen Herkunft und – PLOPP – war es um mich geschehen. Ich war immer schon ein Freund  von Finnland gewesen (wohl auch wegen der Seenplatten), v. a. jedoch wegen der Finno-ugrischen Sprachfamilie, welche unglaubliche Besonderheiten hat (diese aufzuzählen wäre jedoch müßig). So willigte ich ein, mich mit Verena am nächsten Mittwoch zu treffen. Ich erwartete einen blauäugigen (nicht naiven, sondern blauäugigen) und blonden Finnen, der viel Ruhe und Schweigsamkeit ausstrahlt. Fazit: Nicht blond und blauäugig, sondern leichte Dreadlocks und eine ökologisch wieder verwertbare Jacke, die wie ein selbstgewobener Teppich aussah (aber schön!). Da erzählte er mir so einiges von seinem Leben: Es hatte ihm nicht nur in Wien gefallen, sondern er war während seiner Österreich-Trips mit einigen Leuten bekannt geworden, so auch mit seiner heutigen Freundin. Dadurch entschloss er sich, zu bleiben. Nur mit einem Haken: Theoretisch ist er immer noch an der Universität von Helsinki inskribiert. Und er möchte sich deswegen nächstes Jahr ein Sabbatical nehmen. Jedoch: Sein Studium muss er abschließen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen. Aber irgendwann. Und da es seine Form von Studium der Sonderpädagogik hier leider nicht gibt, muss er es in Finnland abschließen. Schade – da wird eine Lücke in unser beider Herzen klaffen.

Jedenfalls stellte sich auch heraus, dass er Gitarrist ist, jedoch auch Ahnung von Gitarre und Schlagzeug hat. Und er ist sportlich begabt: Er mag Volleyball und Badminton, v.a. Squash würde uns beiden aber gut tun. Ich kann meine Aggressionen rauslassen und ihm dann auch noch einige Tennistricks zeigen, die ich von meinem Papa kenne.

Wir haben uns dann auch tatsächlich gleich am darauffolgenden Dienstag getroffen. Und siehe da: Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich Akkorde am Keyboard aktiv nachvollziehen. Und ich kann auch schon ein ganz klein wenig beidhändig spielen. Ich werde sicher noch lange brauchen, um anhand von zerstückelten Noten  die Akkorde er kennen zu können. Aber er half mir so sehr, dass mir zwei Niederlagen beim Schach gegen ihn auch nichts ausmachten.

Ich denke, dass er mit seiner Schüchternheit nun der Assistent unter den Männern ist, der mir noch am ehesten helfen kann. Und wir wollen uns auf jeden Fall wiedertreffen. Doch meine sehr verehrten AssistentInnen und KlientInnen: Wie es auch immer auf „Facebook“ veröffentlicht wurde, sind wir auch gerne zu gemeinsamen Treffen mit euch bereit. So wie neulich erst, als wir alle gemeinsam bowlen waren. Darum, liebe Jugendliche und Erwachsenen, Jungen und Mädels, Damen und Herren: Auf ein gutes Zusammenleben mit unseren nördlichen Nachbarn!

Matthias Ledoldis

Der Verfasser dieses Texts erhält Freizeitassistenz bei Integration Wien