Sagen und Märchen in Wien – ein fantastischer Themenspaziergang

Biv-integrativ bietet ein tolles Angebot für Einrichtungen an: geführte Themenspaziergänge in der Wiener Innenstadt. TeilnehmerInnen der drei Projekte „Freizeitassistenz“, „P.I.L.O.T.“ und „Jugendcoaching Check.In“ von integration wien nutzten die Chance und erlebten zwei fantastische Nachmittage mit spannenden Märchen und Geschichten.

Als Thomas und ich erfuhren, dass es einen Themenspaziergang durch die Wiener Innenstadt geben soll, bei dem uns die LeiterInnen von biv-integrativ alte Geschichten und Sagen aus Wien erzählen würden, waren wir sofort Feuer und Flamme!

Immerhin sind wir beide große Fans unterhaltsamer und fantastischer Geschichten, die mit realen Begebenheiten, Personen und Orten verbunden werden. Umso besser, wenn wir die Möglichkeit bekommen, derartige Geschichten mit Bezug auf unser aller Lieblingsstadt, Wien, erzählt zu bekommen, während wir zu den angeblichen Schauplätzen spazieren!

So trafen wir uns also am vereinbarten Treffpunkt beim Schwedenplatz und lernten die drei netten, jungen LeiterInnen des Themenspaziergangs, zwei Frauen und einen Mann, kennen.

Nachdem schließlich alle TeilnehmerInnen eingetrudelt waren, spazierten wir circa zwanzig Meter und standen schon vor dem ersten sagenumwobenen Ort, dem Küssdenpfennig-Haus.

Angeblich stand hier vor langer Zeit ein Gasthaus, das von einem geizigen Wirt betrieben wurde. Als der von einem Gast für dessen bereits länger andauernden Aufenthalt lediglich mit einem vermeintlichen Pfennig bezahlt wurde, schleuderte er diesen dem ungehobelten Zechpreller wutentbrannt vor die Füße. Er wusste natürlich nicht, dass sein Gast ein Alchemist war! Das heißt, sein Gast beherrschte die Kunst, diverse Metalle in Gold zu verwandeln. Und als der Alchemist den Wirt aufforderte, sich den Pfennig doch nochmal genauer anzusehen, da bemerkte der zu seiner großen Überraschung: Der „Pfennig“ ist aus purem Gold! Von der Freude über den unverhofften Reichtum übermannt, küsste der geizige Wirt die Münze frohlockend und so kam sein Wirtshaus zu einem neuen Namen.

Nun waren wir also eingestimmt und nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging’s sogleich weiter zur nächsten Station, dem Griechenbeisl.

Griechenbeisl

Dieses hieß vor einiger Zeit, als noch die Pest in Wien wütete, „zum roten Dachl“ und war die Lieblingsschenke des äußerst beliebten Alleinunterhalters Augustin. Der Musiker liebte es, die Gäste des Wirthauses trotz der schwierigen Zeit mit seinen Späßen und Liedern zu unterhalten und dafür mit Pfennigen, Bier und Beifall entlohnt zu werden. Allerdings breitete der schwarze Tod sich immer weiter aus, die Leichen stapelten sich auf den Straßen und die Leute blieben schließlich doch lieber im trauten Heim, um das Ansteckungsrisiko zu verringern. Das betrübte den geselligen Augustin eines einsamen Abends so sehr, dass er seinen Kummer in einer ernst zu nehmenden Ladung Bier ertränkte, aus dem Wirtshaus schwankte und sich die nächstbeste Gasse als Schlafplatz aussuchte. Nun gingen aber frühmorgens die Leichensammler, auch Pestknechte genannt, mit ihren Wagen durch die Straßen, um diese von den Pestopfern zu befreien. Und als sie auf den armen Augustin stießen, der nach der vorangegangenen, durchzechten Nacht wohl mehr tot als lebendig wirkte, sammelten sie ihn kurzerhand auf und brachten ihn zu einer Leichengrube. Als der benebelte Musiker dort endlich erwachte und erschrocken bemerkte was geschehen war, schrie er nach Leibeskräften, um auf sich aufmerksam zu machen. Glücklicherweise hörten ihn die nahen Pestknechte und befreiten ihn aus seiner misslichen Lage. Nun könnte man meinen, ein derartiges Erlebnis würde dem Frohmut und Bierdurst des lieben Augustins einen Dämpfer verpassen, aber nichts da! Leichten Schrittes und singend machte er sich auf, um in besseren Zeiten im roten Dachel unter schallendem Gelächter seine neueste Geschichte vorzutragen. Bis heute dient die Figur des lieben Augustins als Beispiel dafür, dass mit Humor und Frohmut jegliche missliche Lebenslage überstanden werden kann und auch als Namensgeber für die berühmte Wiener Straßenzeitung „Augustin“.


So gingen wir also dahin und besuchten noch mehrere geschichtsträchtige Orte, an denen wir gebannt fantastischen Geschichten über einen Basilisken (ein Mischwesen aus Hahn und Schlange), den Teufel, göttliche Strafen und die Touristenattraktion Stock-im-Eisen beim Stephansdom lauschten.

Am Stephansplatz setzten wir uns dann auch schlussendlich in den Außenbereich eines gemütlichen Cafés, um bei heißer Schokolade an einem Quiz über die erzählten Sagen und Geschichten teilzunehmen. Wobei jede richtige Antwort von den netten GeschichtenerzählerInnen mit einer Packung Mannerschnitten belohnt wurde! Und so ging ein sehr schöner und äußerst unterhaltsamer Spaziergang zu Ende.

Danke vielmals an biv-integrativ für diese spannenden Spaziergänge!

Ein Bericht von Auer Gabriel, Freizeitassistent bei integration wien