„Tanz mal drüber nach“

Dienstags um 17 Uhr ist es soweit. Acht Assistentz-Paare treffen sich auf einer von drei Bühnen des Dschungel Wien, Theaterhaus für junges Publikum, mit Workshopleiterin Sonja und ihrem Assistenten Christian. Es ist Zeit für den Tanzworkshop, an dem auch Vio und ich regelmäßig teilnehmen.

(c) Nick Mangafas

Nach dem schnellen Begrüßen, setzen wir uns im Kreis auf den Boden und beginnen mit Aufwärmübungen. Jeder soll eine Bewegung vorzeigen und die anderen sollen es nachmachen. Danach sollen wir in uns hineinfühlen und versuchen, unsere Laune durch eine Bewegung darzustellen. Das ist eine Übung, die auch etwas Mut erfordert, da es nicht immer ganz angenehm ist, vor anderen Leute mit geschlossenen Augen zu stehen und die eigenen Gefühle zu tanzen. Das war aber auf jeden Fall eine gute Vorbereitung auf die Schlussaufführung, die wir vor Publikum, bestehend aus Freunden und Familie, präsentieren sollten. Nach der Kennenlernphase und dem Austausch von Ideen, ist die erste Skizze unserer Choreografie schon fertig. Diese üben wir dann bei jedem Treffen, aufgeteilt in vier Gruppen, ein.

Ich habe gleich bemerkt, dass Vio das Tanzen sehr genießt. Sie hat mir schon erzählt, dass sie gerne tanzt und dass sie bereits einige unterschiedliche Tanzworkshops besucht hat. Aber ich habe bis dahin nicht gewusst, dass außer Interesse auch großes Talent in ihr steckt. Schon bei den ersten Takten war es klar, dass Vio ein besonderes Gefühl für die Musik hat. Elegante Bewegungen folgten der Melodie und haben sie regelrecht ergänzt. Schnell habe ich festgestellt, dass ich ihren Rolli gar nicht schieben muss. Bei dem Tanzen hat Vio meine Begleitung nicht gebraucht. Sie hat die Räder selber gedreht und dabei die Arme und ihren Oberkörper auf eine ganz fließende und harmonische Weise bewegt.

Nicht nur beim selbständigen Tanzen und Improvisieren, sonden auch bei Aufwärmeübungen, die unsere Kollegen vorgezeigt haben, hat Vio einen kreativen Zugang. Auf mich haben mache Übungen für RollifahrerInnen schwer umsetzbar gewirkt. Doch Vio hat diese auf ihre eigene Art und Weise interpretiert und ausgeführt. Ihre Freiheit bei der Bewegung, war auch für die ZuschauerInnen deutlich spürbar und hat große Freude bereitet.

Und wie war es eigentlich für Vio? – Ziemlich lustig und ziemlich anstrengend. Zwei Stunden herumfahren haben auch Erschöpfung und einige Schmerzen mitsichgebracht. Dennoch hat Vio immer wieder betont, dass sie das Tanzen und den Workshop sehr genießt. Ihre Eindrücke hat sie auf eine kreative, künstlerische Weise dargestellt – und zwar malerisch.

Die Teilnahme an dem Workshop mit Vio hat mich daran errinert, dass der Tanz, die Bewegung und Kunst ein unerlässlicher Teil des menschlichen Bedürfnisses nach Freiheit und Selbstbestimmung ist und Tanz dabei unterstützt, die eigenen Emotionen besser zu begreifen und äußern zu können.

Wir hoffen, dass diese tolle Kooperation zwischen Dschungel und integration wien eine Fortsetzung findet. Bis dahin verbleiben wir mit schöne Errinerungen und viel Inspiration für folgende Workshops.

Jelena Cekerevac und Violetta Höhn, Freizeitassistentin und Klientin von integration wien