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8 Jahre Freizeitassistenz – ein Studentenjob der besonderen Art

Die Freizeitassistenz hat mich seit 2010 meine ganze Studienzeit hinweg und darüber hinaus begleitet. Nachdem ich nun schon ein Jahr im Berufsleben stehe, muss ich integration wien leider verlassen und möchte hier meine schöne Zeit bei iwi etwas reflektieren.

Als ich zur Freizeitassistenz kam – Verena war selbst noch neu in ihrer Funktion als Projektleiterin – waren wir ein kleines Grüppchen lose zusammengewürfelter AssistentInnen. Seitdem hat sich vieles verändert. Wir sind ein großes, starkes, offenes Team geworden. Neue MitarbeiterInnen wurden oft aus unseren Freundeskreisen rekrutiert, sodass starke Bande zwischen den AssistentInnen bestanden und auch neue geknüpft wurden (sogar Pärchen haben sich gefunden). Wir waren im Radio, es gibt Werbevideos, wir haben Preise gewonnen, derzeit wird das legendäre iwi-Festival organisiert – kurzum: Die Freizeitassistenz ist eine Erfolgsgeschichte!

Bevor ich bei integration wien gearbeitet habe, hatte ich nur wenig Erfahrung mit Menschen mit Behinderung. Mir war, als entginge mir etwas, als fehlte mir der Blick auf ganze Bevölkerungsteile. Ich war neugierig und suchte ganz bewusst den Kontakt zu Menschen mit Behinderung – in Praktika, im Studium und eben bei iwi. Tatsächlich: Mir hat sich eine neue Welt erschlossen, meine Auffassung vom Leben und vom Menschsein ist bunter, tiefer und reifer geworden.

Inspiriert von meinen Erfahrungen bei iwi schrieb ich meine Diplomarbeit über Inklusion in der Musik- und Bewegungspädagogik. War ich anfangs beseelt vom verheißungsvollen Inklusionsbegriff, differenzierte sich im Zuge der Arbeit meine Sichtweise. Inklusion läuft meines Erachtens Gefahr, durch übermäßig moralische, pathetische, hoch emotionale Sprache mehr zu einem ideologischen Konzept zu werden denn zu einem sachlich argumentierbaren, wissenschaftlich fundierten Begriff. Eine moralische Begründung verunmöglicht sachliche Diskussionen – moralisch unanfechtbare Thesen lassen kein Gegenargument zu, dies verflacht den Diskurs und bringt top-down Lösungen fernab von realen Bedürfnissen der Betroffenen. Auf politischer Ebene bereitet das den Boden für als inklusiv getarnte Sparmaßnahmen.

Auf einem Kongress über inklusive Musik- und Tanzpädagogik lernte ich eine Choreografin, Ela Baumann, kennen, die gestand, zuvor keine Ahnung gehabt zu haben, was Inklusion sei, um zu erkennen, dass Inklusion dem entspricht, was sie in ihrer Arbeit tat. Sie machte Choreografien für unterschiedlichste Menschen: professionelle TänzerInnen, Laien, SeniorInnen, Menschen verschiedener Herkunft und mit und ohne Behinderung. Das sei für sie notwendig, um mehr menschliches „Material“ zu haben, um mehr ausdrücken zu können.

Mich faszinierte diese Einstellung und sie wurde zu meinem Idealbild der Inklusion: Inklusion als Notwendigkeit. Für mich ist Inklusion ein Fernziel, manchmal ein realistisches, manchmal ein utopisches. Ausgangspunkt und Messlatte für alle Überlegungen darf keine Theorie, sondern das reale Individuum mit seinen Bedürfnissen sein.

Mein Inklusionsverständnis finde ich bei der Freizeitassistenz wieder. Im Zentrum stehen immer unsere KlientInnen mit all ihrer Persönlichkeit und ihren Wünschen. Inklusion dient uns als Orientierung bei der Gestaltung unserer Angebote. Diese sind auf wissenschaftlicher Ebene teils als inklusiv, integrativ oder auch segregativ zu bewerten. Doch welches Etikett ihnen theoretisch auch entspricht, unsere KlientInnen sollen nützen, was ihren Bedürfnissen gerecht wird. Eine immer größere werdende Vielfalt an Angeboten ermöglicht uns die Freiheit, individuell die besten Lösungen für Freizeit und Sozialleben zu finden.

Ich wünsche mir, dass Bedürfnisse von Menschen mit und ohne Behinderung, untereinander in Kontakt zu treten, in unserer Gesellschaft leichter erfüllt werden können – für mich persönlich auch nach meiner Zeit bei integration wien.
Ich danke von Herzen meinen lieben KlientInnen Andreas, Laura, Melanie, Julia und Violetta für die intimen Einblicke in ihr Leben, Denken und Fühlen und für die tiefe, unwiderrufliche Bereicherung, die sie mir beschert haben!

Ein Beitrag von Maria W., ehemalige Freizeitassistentin bei integration wien

iwi-Aktionswoche: Der Graffiti Workshop

Der Graffiti Workshop am Montag, den 17.September war ein super Start der IWI-Aktionswoche. Nachdem wir uns alle in Stadlau beim bereits bunten Skatepark zusammengefunden hatten, erwarteten uns dort ein freundlicher junger Mann und eine rote Wand mit der Aufschrift „IWI FESTIVAL“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Sprayen in der Skateanlage Stadlau an den Wänden und Säulen des U-Bahn-Tragwerks ist legal und eine Fläche der Wiener Wand. Die Stadt Wien stellt damit jungen Graffiti-KünstlerInnen, wie wir es für diese 2 Stunden waren, eine Fläche zur Verfügung, auf der man sich austoben kann.

Nachdem uns erklärt wurde, dass wir die Spray Dosen so behandeln sollen, dass wir uns nicht selber ins Gesicht sprayen, ging‘s auch schon los! Innerhalb weniger Minuten verwandelten wir die Aufschrift zu bunten Farbflecken.

Während Alex noch ganz begeistert von den Zügen um uns war, starteten die Anderen und gestalteten die einzelnen Buchstaben bunt. Luise wendete die Ombre Technik an und kreierte schöne Farbverläufe. Max dagegen verewigte unsere Namen an der Wand mit flotten Sprüchen, wie „Andreas der Hosenträger“. Bassam gab sich große Mühe die Buchstaben schön mit einer Farbe auszufüllen. Andi gestaltete das wunderschöne, saubere S und Valentin sorgte für ein gesamtheitlich schönes Bild. Ich verzierte das Kunstwerk hier und da mit Herzchen und Spiralen.

 

Alles in Allem leistete jeder einen Beitrag, sodass am Ende von dem „IWI FESTIVAL“ kaum mehr etwas übrig war. Deswegen kam der Graffiti-Meister Colin wieder ins Spiel und umrandete die Buchstaben mit schwarzer Farbe. Und Voilà! Fertig ist das wunderbare Graffiti und viel Spaß hat es uns bereitet.

 

 

 

 

Wir hoffen, dass viele Menschen unsere Message sehen und mit uns am Samstag beim IWI-Festival feiern.

Ein Beitrag von Rosa Jauernig, Freizeitassistentin bei integration wien

Workshopangebot von Concrete. The Graffiti Agency

NOVA ROCK 2018

Am Donnerstag den 14. Juni 2018 (gegen Mittag) sind der Marcell und ich nach Nickelsdorf zum Nova Rock losgefahren. Die ÖBB hat eigens für den Nova Rock Zug- und Busverbindungen zur Verfügung gestellt, zum Glück auch barrierefrei. Am Festivalgelände selber zeigte sich aber leider ein ganz und gar anderes Bild. Da es am Vortag geregnet hatte, bot sich uns nach dem Einlass eine Landschaft voll aufgewühltem Erdmatsch/Gatsch und etlichen Wasserlacken. Ich dachte mir: „Wie soll das was werden; Wie kommen wir da durch?“ Ich fragte die Securities, ob es denn für Rollstuhlfahrer keinen gesonderten Weg gäbe, aber wir wurden nur höflich abgewiesen und auf die Hauptstraßen geleitet wo es einfach kein durchkommen gab. Zum Glück! gab es (nachdem minutenlang die Festivalbesucher an uns vorbeigingen und ich mir vorkam wie bei der Strong Man-Weltmeisterschaft 2018, da ich den Marcell durch Wasser und Gatsch, ohne Gummistiefel alleine durchzuschieben versuchte) einige hilfsbereite Leute die uns bis zur Festival-Hauptallee brachten.

„Puhh hätten wir das geschafft!“ Und der Marcell freute sich und lachte, dass ich mal so ordentlich Sport machen durfte – was für eine Freude!! Da lachten wir dann zusammen 😀

Als erste Band sahen wir Hollywood Undead was nicht so ganz unser beider Fall war und noch dazu hatte es zum Regnen begonnen.. trotzdem waren wir froh, es auf das Festival geschafft zu haben.
Es gab sogar einen kleinen Rollstuhlfahrer-Bereich, aber wir wollten in die Menge und so landeten wir, natürlich als ganz große Kraftklub-Fans, in der ersten Reihe!!!

Anschließend aßen wir und tranken und ließen es uns gut gehen.
Da es dann doch recht kalt wurde in den „Pannonian Fields“ und wir die letzte Möglichkeit zurück nach Wien zu fahren verpasst htten, riefen wir Marcell´s Papa (den Helmut) an, der uns dann spät in der Nacht abholte.
Zuvor mussten wir natürlich wieder durch Gatsch und Wasser und das diesmal in der stockfinsteren Nacht (die Wege waren wenig bis gar nicht beleuchtet).
Auch diesmal gab es zum Glück hilfsbereite Leute die uns geholfen haben.

 

Am nächsten Tag begann das ganze von vorne – wir fuhren wieder öffentlich zum Nova Rock quälten uns durch den Gatsch, wobei wir mittlerweile routiniert schneller auf der Hauptallee landeten, zusammen mit Casper und seinem Vater (hierbei ist nicht Casper der Rapper gemeint), die uns geholfen haben den Widrigkeiten stand zu halten.

Sie begleiteten uns noch einige Stunden und luden uns auf Getränke ein und feierten mit uns gemeinsam…


(Casper´s Vater rechts unten mit dem ärmellosen Shirt)

Die erste Band die wir am 2. Tag sahen waren die Alt-Punker Bad Religion gefolgt von Gentlemen. Bei Gentlemen kämpften wir uns erneut bis ganz nach vorne in die erste Reihe. Als das der Stage-Chefsecurity sah beorderte er uns zu ihm nach vorne in den Fotograben – wie geil!!! Aber nicht genug der Überraschungen sprang Gentlemen von der Bühne um mit seinen Fans in der ersten Reihe zusammen zu singen und zu feiern.. so kam er auch zu uns! Marcell war aus dem Häuschen 😀

(das Foto hat eine unbekannte Person von uns geschossen! Das ist ein Foto von der Videowall, wo wir zu sehen sind, das über 100.000 Leute gesehen haben – genial!)

Danach blieben wir gleich im Fotograben um uns The Prodigy anzuschauen und auch da kam einer der beiden Sänger von Prodigy an uns vorbei um einzuschlagen.. zu toll um wahr zu sein!
Zum Abschluss gaben wir uns noch Otto und die Friesenjungs…

Nach dem Konzert ging es diesmal öffentlich, mitten in der Nacht, zurück nach Wien – wir kamen total übermüdet aber mega happy um 6 Uhr zuhause an. Diesen Ausflug werden wir nie vergessen!!! 😀

Ein Beitrag von Aron Tompa, Freizeitassistent bei integration wien