Der Kärntner Reindling oder die drei Wörtherseemännchen

1.Tag:

Wir hätten wohl nicht gedacht, wie sich unser Ausflug nach Kärnten vom 13.-14. April 2017 entwickeln würde. Denn es war um einiges aufregender als erwartet, doch auch würde es uns weitaus mehr ermüden.

Am Donnerstag, 13. April, trafen wir uns um acht Uhr morgens beim Wiener Hauptbahnhof. Von dort ausgehend fuhren wir mit schwerem Gepäck beladen und lange wie eine Karawane zunächst bis Leoben in der Steiermark. Dies würde unsere erste Station sein; denn hier liegt nicht nur die Herkunft meines väterlichen Familienzweiges, sondern wir würden auch das Gastgeschenk für Vera kaufen können. Denn sie hatte tatsächlich unsere Reise erst dadurch ermöglicht, dass sie uns zu ihr nach Hause nach Klagenfurt eingeladen hatte. Es gab zwar kurz eine Diskussion bezüglich der Bezahlung des Geschenks, doch letztlich einigten wir uns auf die Aufteilung nach dem Verhältnis 50:50. Somit hatten wir den Kopf frei für die Besichtigung der Stadt, welche unter anderem die Montanuniversität beherbergt, jedoch auch diverse Regierungs- und mehr oder minder wichtige historische Gebäude. Den Abschluss unseres Stadtausfluges bildete das Mittagessen in einem entlegeneren Gasthaus, welches Hausmannskost führte.

Danach holten wir unser Gepäck aus den Spinden und setzten die Reise nach St. Veit an der Glan in Kärnten fort. Hierbei fuhren wir an diversesten Landschaften vorbei, darunter beispielsweise an großen Felder, Nadelwälder und insbesondere an den Ufern der Mur.

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Bei unserer Ankunft in Sankt Veit wartete bereits Vera mit einem strahlenden Lächeln auf uns, um uns zu sich nach Hause zu bringen. Ihr Haus liegt zwar entlegen, doch ist es wunderschön und sehr nostalgisch. Und ebenso gastfreundlich sind ihre Eltern. Sie sind  Lehrer und haben großes Interesse für Musik und Religion. Zudem haben sie einen dreibeinigen Kater namens Herkules. Bei ihnen stellten wir zunächst unsere Sachen ab, um anschließend eine Tour um den Wörthersee zu machen.

Hierbei führte uns Vera mit dem Auto zu kleinen Städten wie zum Beispiel Pörtschach, wo wir das Ufer entlanggingen und uns eiskalt in den eiskalten Wörthersee stellten, sowie nach Velden, wo wir die „High Society“ des Casinos und der Cafés kennenlernten. Schließlich jedoch gelangten wir nach Maria Wörth auf der Südseite des Sees, welche viel unberührter und schöner ist. Dort gingen wir zunächst zu einer Kirche, wo wir eine relativ große Glocke aus Marmor sahen. Zudem fand gerade wegen des Gründonnerstags eine Messe statt. Besonders interessant wurde es auch im Wald in der Umgebung, wo wir schließlich, im Dickicht versteckt, das kleine Häuschen des berühmten Komponisten Gustav Mahler entdeckten.

Davon merkte ich persönlich jedoch nicht mehr viel, da nämlich plötzlich furchterregende, raschelnde Geräusche aus dem Dickicht klangen. Ich schaute mich um, entdeckte jedoch nichts. Doch plötzlich sprangen zwei Personen extrem schnell aus dem Dickicht hervor und schrien laut. Ich erschrak fürchterlich – bis ich schließlich erkannte, dass mir Theresa und Vera einen fiesen Streich gespielt hatten.

Relativ guter Laune setzten wir schließlich den Weg nach Hause fort, wo mir allerdings die Kurven etwas zu schaffen machten. Vera unterhielt uns jedoch mit einigen Familiengeschichten, welche durchaus sehr unterhaltsam klangen und mich von meinem Schwindelgefühl ablenkten. Zuhause angekommen aßen wir zunächst einmal zu Abend, bevor wir schließlich die Nacht mit einem schönen, lustigen und interessanten „Activity-Spiel ausklingen ließen. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals bei einer Abendgesellschaft so viel gelacht zu haben. Erst danach, es war schon knapp Mitternacht, begaben wir uns nach einem wirklich langen, aufregenden Tag zu Bett. Ich hatte allerdings große Probleme damit, einzuschlafen, da ich noch nicht die Herausforderungen des nächsten Tages kannte.

2.Tag:

Auch der nächste Tag war mit einem großen Programm verbunden: Es begann mit einem unglaublich guten musikalischen Vorspiel mit Vera an der Harfe und ihrem Vater am Klavier. Diese Einlage war zwar sehr toll, dennoch musste Vera sehr bald wieder ihre Rolle als Chauffeurin einnehmen, denn wir hatten noch viel vor. Die Burg Hochosterwitz konnten wir allerdings nur aus der Ferne besichtigen: Sie war zu dem Zeitpunkt noch geschlossen.

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Dazu gehörte zunächst der Ausflug nach Virunum und den Magdalensberg, wo sich römische Ausgrabungen aus nachchristlicher Zeit befanden. Ich hatte allerdings immense Schwierigkeiten, mich darauf zu konzentrieren. Denn nun wurde es – im wahrsten Sinne des Wortes –  zu steil für mich. Die Kurven waren so schlimm, dass ich Mühe hatte, nicht auf der Stelle zu erbrechen. Gott sei Dank stiegen wir noch rechtzeitig aus, um durch das steinerne Labyrinth aus Mauern vergangener Zeiten zu gehen. Das Besondere ist allerdings auch, dass diese Mauern tatsächlich nicht nur seltene Schmetterlinge, sondern auch Fledermäuse beherbergt. Man hatte aber vor allem einen unglaublichen Überblick auf frühere Stadtteile wie das Forum, diverse Teile eines angedeuteten Amphitheaters und abgelegene Gassen, die damals noch wesentlich versteckter gewesen sein müssen als heute. Manch einer kann sich jedoch auch schnell darin verirren und sogar mitten auf einer Mauer landen – so geschah es auch mit mir. Vera und Theresa schienen in dieser endlosen Weite, welche sich aus den früheren Versammlungsplätzen zusammensetzte, schier endlos weit weg und klein wie zwei Punkte.

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Doch einmal musste ich die Zähne zusammenbeißen: Nämlich bei der Fahrt nach oben zur Kirche am Magdalensberg. Diese war ähnlich imposant wie die meisten gotischen Kirchen, welche sich durch spitz zulaufende Teiltürme auszeichnen. Allerdings hatte diese Kirche ein Makel: Sie wurde gerade renoviert. Somit stand ein Gerüst völlig anachronistisch an einem der Kirchenschiffe. Wir wussten allerdings einen Beitrag zu leisten: Wir warfen einige Münzen als Spende hinein, für diese konnten wir uns einen großen Stein als Andenken mitnehmen. Er liegt bis heute als Erinnerung in meiner Wohnung.

Schließlich fehlte nur noch ein Programmpunkt: Klagenfurt. Dort allerdings wurde es etwas komplizierter: Während wir durch die diversen Märkte, Plätze und Gassen schlenderten und dabei auf den Lindwurm stießen, fiel uns jedoch auf, dass es kaum einen Ort zum Mittagessen gab. Zumindest für mich nicht: Ich bevorzuge warme Küche mit großem, üppigem und sättigendem Essen. Hierbei würden auch eine Gratis-Semmel und eine Fischsuppe der Tafel – welche es ja eigentlich nur gut meinen – für mich nicht passen. Letztlich blieb mir nichts anderes, als in der Hektik auf dem Weg Richtung Minimundus umso kleinere Pommes und Fischbrötchen von „Nordsee“ in Vera´ s Autos zu essen.

Doch letztlich mussten bei Minimundus doch die Abschiedstränen fließen: Denn Vera verließ uns nun; wir übernahmen voller herzlichen Dank unser Gepäck von ihr und ließen sie durch die Nachmittagssonne nach Hause fahren.

Zum Abschluss konnten wir noch alle denkbaren Sehenswürdigkeiten, aber auch ganze Weltstädte und Metropolen weltweit besuchen – indem wir Minimundus durchwanderten. Erst dann wurde es Zeit, uns mit vollem Gepäck und schwitzend zu dem sehr interessant aussehenden Hauptbahnhof Klagenfurts zu begeben. Von dort aus fuhren wir durch die Dämmerung nach Hause, wobei wir uns trotz unserer unglaublichen Müdigkeit noch die Zeit mit Rätselfragen vertrieben. Wie wir es allerdings in diesem Zustand nach Hause schaffen konnten, das ist auch mir ein Rätsel… aber mit einem original Kärntner Reindling im Gepäck auf alle Fälle!

Matthias Ledoldis, Nutzer der Freizeitassistenz und Theresa Pilshofer, Freizeitassistentin bei integration wien