Die gesamte Fachtagung wurde von Alexander Czernin mittels Graphic Recording dokumentiert. Sie können sich hier das gesamte Kunstwerk sowie die einzelnen Abschnitte ansehen. Die PDF Dateien der Vorträge finden Sie außerdem hier.

 

2023 004 f GR iwi gesamt min Schattenseiten der Institutionen Gesetze, Förderrichtlinien,Diskriminierung Hürden auf Trägerorganisationsebene Trägerorganisationen Selbstvertretung Fördergeber Kinder und Jugendperspektive Inklusive Wohngemeinschaften Lebe Bunt WG Thaliastraße Wohnsinn Selbstbestimmt leben

Übersicht über die einzelnen Abschnitte:

  • Michael Hufnagl über die Schattenseiten der Institutionen
  • Lisa Derntl über die Gesetze und Förderrichtlinien
  • Klaus Springer über die Hürden auf Trägerorganisationsebene und Clemens Huber mit der Betroffenenperspektive
  • Natalia Postek mit der Perspektive der Träger
  • Monika Rauchberger als Selbstvertreterin
  • Harald Motsch mit der Perspektive des Fördergebers
  • Petra Flieger über De-Institutionalisierung im Kindes- und Jugendalter
  • Bettina Bauer und Philipp Schwab über die inklusiven WGs von Alpha Nova
  • Stephan Wagenhofer über die Wohnkonzepte LebeBunt und WG Thaliastraße
  • Tobias Polsfuß über das Bündnis für inklusives Wohnen "Wohn:sinn"
  • Abschlusskonzert der Monkeys of Earth

 


Los geht es mit dem Vortrag von Michael Hufnagl von der Bewohnervertretung. Er gab uns die wichtigsten Fakten über das Heimaufenthaltsgesetz. Zum Beispiel sollen freiheitsbeschränkende Maßnahmen durch das Gesetz reduziert werden: es besagt, dass die persönliche Freiheit besonders zu schützen ist.

Wir erfuhren aber auch, dass Österreich noch immer viel zu tun hat: allein in Wien gibt es 649 Institutionen, in denen sich die Anzahl gemeldeter Freiheitsbeschränkungen seit 2016 VERDREIFACHT hat! Diese Zahl ist einer der Gründe, weshalb wir von iwi uns für De-Institutionalisierung in der Behindertenhilfe einsetzen…

 


 

 

Leider konnte Lisa Derntl, die Vertreterin des Klagsverbandes nicht persönlich anwesend sein. Die Kernbotschaft teilte uns stattdessen Moderator Volkmar Überacker von iwi mit: Es gibt Antidiskriminierungsgesetze, auf deren Basis gewisse Verpflichtungen eingeklagt werden können.

Ein Beispiel ist ein Fall, in dem die Eltern eines Kindes aus dem Autismusspektrum die Finanzierung von Assistenzleistungen für den Besuch eines Privatkindergartens erfolgreich erstritten. Trotzdem wird diese Leistung weiterhin nicht standardmäßig zur Verfügung gestellt – sie müsste von betroffenen Eltern immer wieder neu eingeklagt werden. Es wird höchste Zeit, dass Österreich die Handlungsempfehlungen des UN-Fachausschusses für die Rechte von Menschen mit Behinderungen umsetzt!

 


 

Klaus Springer und Clemens Huber vom SLW Tirol erzählten aus erster Hand über ihre Erfahrungen mit Institutionen – und dass diese nicht ausschließlich schlecht sein müssen!

Klaus Springer betonte, dass in Österreich zur Zeit enorm viele Ressourcen in der Betreuung von Menschen mit Behinderung fehlen. Es sei vor allem ein Umdenken von Staat und Politik notwendig, damit sich wirklich etwas ändern kann.

Clemens Huber berichtete davon, dass er als Person mit hohem Unterstützungsbedarf sich ein Leben außerhalb einer vollbetreuten Wohnform nur schwer vorstellen könne: die Einrichtung gebe ihm ein Gefühl von Sicherheit und guter Versorgung. Er hob gleichzeitig hervor, dass gute Vorkehrungen zur Verhinderung institutioneller Gewalt nötig seien.

 


 

 

Die Vertreterin des Dachverbands, Natalia Postek, betonte die Wichtigkeit ovn Selbst- und Mitbestimmung – auch für Angestellte in der Behindertenhilfe. Sie stellte die Frage, was es brauche um Kund:innen gut unterstützen zu können.

 


 

 

Die Selbstvertreterin Monika Rauchberger schilderte eindrücklich ihre Lebensgeschichte: wie sie bereits mit drei Jahren aus dem Elternhaus in eine Institution aufgenommen wurde, wie ihr immer wieder gesagt wurde, sie sei aufgrund ihres hohen Unterstützungsbedarfs nicht für einen Bürojob oder eine eigene Wohnung bereit… eine Geschichte, wie viele Menschen mit Behinderung sie kennen.

Zum Glück hat Monika Rauchbergers Geschichte ein Happy-End: Seit einigen Jahren lebt sie mit Unterstützung durch Persönliche Assistenz in einer eigenen Wohnung – seit kurzem mit ihrem Partner. 


 

 

Harald Motsch gab einen Überblick über die vom FSW angebotenen Leistungen. Zwar ist vollbetreutes Wohnen noch der größte Teil, die Plätze im teilbetreuten Wohnen wurden aber vor Kurzem ausgebaut.

Einer der tollsten Momente der Fachtagung war für uns, dass der FSW dazu einlud, kreative Wohnformen für Menschen mit Behinderungen zu entwickeln – als Fördergeber sei man bereit, vieles auszuprobieren.

 


Mit der freien Sozialwissenschafterin Petra Flieger nahm das Publikum die Perspektive von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung ein, die oftmals in Institutionen untergebracht werden, da es an Unterstützung für die Familien mangelt. Dabei zeigen viele Studien, welch fatale Konsequenzen die frühe Institutionalisierung für die Entwicklung von Menschen hat: körperliches Wachstum, Aufmerksamkeit und das Gehirnwachstum sind im Vergleich zu nicht-institutionell Aufwachsenden deutlich beeinträchtigt.

Frau Flieger und auch wir sind der Meinung: In Österreich braucht es eine grundlegende Reform der Versorgungsstrukturen für Kinder und Jugendliche mit Behinderung!

 


 

 

Bettina Bauer und Philipp Schwab von AlphaNova stellten das Konzept der inklusiven WGs in Graz vor, das es schon seit fast 20 Jahren gibt! In 11 zentral gelegenen Wohnungen leben Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Dabei übernehmen die Menschen ohne Behinderung ein gewisses Maß an Assistenztätigkeiten für ihre Mitbewohner:innen.

In Zukunft möchte AlphaNova aber weg von dieser Doppelrolle: die Assistenz soll nicht mehr durch die in der WG lebenden Personen übernommen werden, damit alle Mitbewohner:innen gleiche Rechte und Pflichten haben.  

 


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Stephan Wagenhofer fasste in seinem Vortrag die zwei innovativen Wohnkonzepte von iwi zusammen: bei LebeBunt in der Seestadt leben 9 Menschen mit und ohne Behinderung als gleichberechtigte Mieter:innen zusammen. Wer Assistenz benötigt, bekommt diese durch eine selbst gewählte Organisation. Die barrierefreie Wohnung mit eigenen Badezimmern für je 2 Personen hat nicht nur für die Bewohner:innen große Vorteile: auch rollstuhlfahrende Besucher:innen freuen sich!

Auch, wenn de-instutisionalisiertes Wohnen keine Raketenwissenschaft ist, gibt es noch einige Hürden zu überwinden: es braucht eindeutig mehr Förderung durch den Staat, um Projekte wie LebeBunt weiter ausbauen zu können!

 


2023 004 f GR iwi 10 min

Tobias Polsfuß, Gründer des Bündnisses Wohn:sinn, welches sich für inklusives Wohnen im deutschsprachigen Raum einsetzt, erzählte uns von seiner Arbeit mit Kund:innen in ganz Deutschland. Diese unterstützen er und sein Team beim Verwirklichen ihrer Ideen von neuen Wohnformen für Menschen mit (und ohne) Behinderung. So sind bereits eine Vielzahl unterschiedlichster Konzepte in die Tat umgesetzt worden – mit einigem Erfolg, wie an den Beispielen aus Köln und Karlsruhe deutlich wird. 

 


 

2023 004 f GR iwi 11 min

 

 

Den Abschluss der Fachtagung machten die Monkeys of Earth mit einem fetzigen Rockkonzert.

Wir finden, dass Alexander Czernin die Bandmitglieder super getroffen hat. Danke für euren klasse Auftritt und die super Stimmung, die ich dabei verbreitet habt. Rock on!

 

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