Archiv für den Monat: April 2017

Körpergefühle im Tanzquartier

Unser Tanz-Projekt ist zu Ende. Wie nehmen viele positive Eindrücke mit. In den Workshops ging es nicht nur ums Tanzen, sondern darum, seinen Körper zu spüren und besser kennenzulernen. Was will mein Körper tun? Wie möchte er sich bewegen? Braucht mein Körper Ruhe oder möchte er wild tanzen? Gefällt es mir, mit jemand anderem zu tanzen oder fühle ich mich alleine wohler? Möchte ich in meinem Rollstuhl sitzen bleiben oder möchte ich wild am Boden herumtanzen? Welche Figur möchte mein Körper einnehmen, möchte ich über den Boden wandern oder doch lieber eine aufrechte Haltung einnehmen?

ALLES IST MÖGLICH!

Tanz-Projekt / FreizeitAssistenz + Tanzquartier

Tanz-Projekt / FreizeitAssistenz + Tanzquartier

Wir haben Vieles gelernt. Zum Beispiel haben wir gelernt, loszulassen und uns zu entspannen, unseren Instinkten beim Tanzen zu folgen und frei zu sein. Wir sind miteinander auf eine besondere Art in Kontakt getreten, die im normalen Alltag nicht zustande kommt. Haben uns Blicke oder Bewegungen angesprochen, begannen wir mit dieser Person oder diesen Personen zu interagieren. Ich glaube, ich spreche für alle: Wir hatten sehr viel Spaß und Freude bei diesem Projekt!

Tanz-Projekt / FreizeitAssistenz + Tanzquartier

Unsere letzte Tanzstunde: Nach einem kurzem Aufwärmtanz und einer Körperfühlübung fanden wir uns im Kreis wieder. Es ging darum, zu zweit oder zu dritt in der Kreismitte nonverbal miteinander in Kontakt zu treten und einen gemeinsamen Tanz zu kreieren. Kam eine neue Person dazu, verließ eine andere wieder die Kreismitte.

Tanz-Projekt / FreizeitAssistenz + Tanzquartier

Tanz-Projekt / FreizeitAssistenz + Tanzquartier

Am Ende unserer Tanzstunde ging es verrückt zu und wir begannen alle durch den Raum zu wandern und mit unseren MittänzerInnen in Kontakt zu treten. Um unseren Bewegungen mehr Ausdruck zu verleihen gaben wir allerlei Laute von uns. Es wurde geschnaubt, gekräht, miaut und gebellt. Wir waren ein wilder Haufen mit wilden Bewegungen und mit einem großen Mix aus Lachen und allerlei kreativen Geräuschen.

Tanz-Projekt / FreizeitAssistenz + Tanzquartier

Tanz mal drüber nach.
Zum Abschluss haben wir uns noch kurz zusammengesetzt und gemeinsam reflektiert. Lisas Worte sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Sie erzählte uns, sie habe sich in ihrem Leben noch nie so frei gefühlt. Für sie war das Besondere am Tanzprojekt, dass man sich so bewegen konnte, wie man wollte – ohne Vorgaben. Das war sehr schön zu hören, denn auch wenn Lisa in ihrer Bewegungskompetenz eingeschränkt ist, haben wir uns alle darauf konzentriert was möglich ist, und nicht darauf, was alles eventuell nicht funktionieren könnte.

Wir hatten alle sehr viel Spaß und freuen uns auf viele weitere lustige Projekte.

Ein Großes Dankeschön an integration wien, Monika Wagner und Nick Mangafas von „Hunger auf Kunst und Kultur“, Christina Gillinger vom Tanzquartier Wien sowie an die Choreografinnen Doris Uhlich, Vera Rebl und Barbara Kraus, die uns durch unsere Tanzeinheiten geleitet haben.

Sabrina, Freizeitassistentin bei integration wien

Fotos von Nick Mangafas / Hunger auf Kunst und Kultur

All Stars inclusive Band

Seit letztem Oktober gehen Sascha und ich wöchentlich zu der Bandprobe der All Stars inclusive, einem inklusiven Bandprojekt der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Jeder, der gerne singt oder ein Musikinstrument spielt, kann mitmachen. Die Teilnahme ist kostenlos und man kann jederzeit ein- und aussteigen.

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Wir treffen uns jeden Montag bereits eine Viertelstunde vor Probenbeginn, weil Sascha den BandleiterInnen Bernhard und Marlene beim Aufbau der Musikanlage mit ihrem Mischpult und Mikrofonen helfen will. Allein der Auf- und Abbau der technischen Geräte ist für Sascha schon ein Highlight. Besonders reizvoll ist es für ihn, wenn eines der Mikrofone nicht geht, wir gemeinsam auf Fehlersuche in der Kabelverbindung gehen müssen und diesen dann beheben können.

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Als Willkommensritual wird meistens gemeinsam im Kreis stehend ein Lied gesungen. Manchmal benötigt dies Überwindung für Sascha, jedoch kann er sich mittlerweile immer besser auf die Gruppenaktivitäten einlassen. Anschließend positionieren wir uns hinter dem Schlagzeug und den Perkussionsinstrumenten. Sascha unterstützt den Rhythmus am liebsten durch Trommeln auf Congas oder Bongos und langsam tastet er sich an das Schlagzeug heran. Bei bekannten Liedern, wie zum Beispiel einer Cover-Version von „Live is Life“, singt er auch mal gerne lautstark mit.

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Insgesamt werden bei der All Stars Band Cover-Versionen von bekannten Liedern mit umgedichteten Texten, aber auch von TeilnehmerInnen eigens komponierte Songs, einstudiert. Wenn eine teilnehmende Person einen Songtext geschrieben hat, helfen die BandleiterInnen oder Musikstudierenden, die ebenfalls fleißig mitmusizieren, bei der musikalischen Umsetzung. In der Band kann man also viele unterschiedliche Rollen einnehmen: Einfach mitsingen, eines der zahlreichen Instrumente ausprobieren – wie zum Beispiel Schlagzeug, E-Gitarre, Perkussionsinstrumente oder Klavier – oder sich an den Kompositionen, die dann gemeinsam einstudiert werden, beteiligen. Zu den Highlights zählen natürlich die Konzerte, bei denen dann vor dem Publikum gerockt wird. Nach dem gemeinsamen Abschlusslied im Kreis kann es Sascha kaum erwarten, beim Abbau der Technik mitzuhelfen. Während der allgemeinen Aufbruchsstimmung leistet er sich ab und zu einen Spaß und dreht die Lichtregler runter. Die anderen TeilnehmerInnen sind dann immer zunächst etwas überrascht, müssen dann aber lachen.

Als Freizeitassistent und Bandleiter kann ich das Projekt nur weiterempfehlen. Hier kann wirklich jede und jeder beim aktiven Musizieren Spaß haben. Probiert es doch einfach mal aus! Das Projekt wurde auch vielfach ausgezeichnet – zum Beispiel mit dem „Diversitas 2016“ des Wissenschaftsministeriums und dem Ehrenpreis des Österreichischen Inklusionspreises 2016.

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Proben der All Stars Band: Jeden Montag um 18:45 Uhr in der Metternichgasse 8, 1030 Wien, Seminarraum 10115.

Eugen Luz, Freizeitassistent und Bandleiter bei integration wien

Film ab! für junge Menschen mit Behinderung

Wir haben ein Crowdfunding Projekt gestartet und möchten jungen Menschen mit Behinderung, die bei uns individuelle Freizeitassistenz erhalten, die Möglichkeit geben, mit Unterstützung eines professionellen Filmemachers einen Kurzfilm aus ihrer Perspektive zu drehen.

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Im Mittelpunkt stehen die jungen Menschen selbst, die gemeinsam entscheiden, welche Geschichte sie erzählen, in welches Genre der Film fällt und wie sie ihr Drehbuch filmisch umsetzen.
Oft haben gerade Menschen mit Behinderung noch immer weniger Möglichkeiten, selbstbestimmt zu handeln und ihre Sicht der Dinge zu präsentieren.
Wir wollen mit diesem Projekt dazu beizutragen, Menschen mit Behinderung in der öffentlichen Wahrnehmung sichtbarer zu machen, ihre individuellen Stärken und Schwächen im Rahmen von Workshops zu fördern und bei der Entwicklung neuer Fähigkeiten zu unterstützen sowie sie in ihrer Selbstbestimmung zu stärken. Ebenso wichtig wird sein, dass alle Teilnehmenden Spaß haben und ihre Erfahrungen erweitern können.
In den insgesamt 6 Workshops, die aufeinander aufbauen, findet ein stufenweises Heranführen der Teilnehmenden an das Projekt, das Medium Film, an die möglichen Themen und die Gestaltungsmöglichkeiten statt. Gemeinsam mit dem Filmemacher Ernst Spiessberger von Zitronenenwasser Social Art Movie werden erste Ideen sammeln, diese in den folgenden Workshops konkretisiert und entschieden, welche Art von Film es werden soll: ein Dokumentarfilm, ein Spielfilm oder ein Animationsfilm? Wir sind gespannt, wofür sich die Teilnehmenden entscheiden werden.

Auf der Plattform respekt.net können Sie mehr über unser Projekt „Film ab! für Menschen mit Behinderung“ erfahren und uns durch eine Spende unterstützten.

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