Archiv für den Monat: Februar 2015

Im Fitnessstudio mit Christian

Christian wurde im November vergangenen Jahres 18 alt. Anlässlich seines Geburtstages wurde ihm sein langersehnter Wunsch erfüllt, ein Fitnessstudio besuchen zu dürfen.

Somit lösten wir am 4. November 2014 eine Monatskarte, um das Fitnessstudio Club Danube in Alterlaa auszuprobieren von dem wir beide sehr begeistert sind – nicht zuletzt weil die Angestellten und die Geschäftsleitung uns noch keinen Wunsch ausgeschlagen haben.

Christian ist eine verblüffende Persönlichkeit. Ein Mann weniger Worte und großer Taten. Er ist einfühlsam, lebensfroh, motiviert, selbstbestimmt, neugierig, offen, herzlich, lustig, zuvorkommend und rundet seinen Charakter mit einer gewissen Ernsthaftigkeit ab, die bei allen Menschen, mit denen er in Kontakt tritt, Respekt hervorruft.

Im Club Danube bekommt man beim ersten Training eine Einschulung und es wird ein professioneller Trainingsplan erstellt. Wir hatten das Glück, dass bei unserer Session ein neuer Trainer eingeschult wurde, und somit hatten wir – was anscheinend noch nie vorgekommen ist – eine ausgesprochene Sonderbehandlung mit 2 Trainern!

Seitdem ist Christian quasi schon ein Profi an den Geräten und braucht keinerlei Hilfe beim Einstellen. Meine anfängliche Sorge – Christian gibt sich nämlich manchmal lieber zu viele als zu wenige Gewichte drauf – er könnte sich verletzten, scheint unbegründet, da er offen zugibt wenn  es wirklich nicht mehr geht.

radln sogehts fitness3

Eine Anekdote möchte ich gerne noch erzählen:

Wie schon erwähnt spricht Christian mehr durch sein Tun als durch Worte. Umso mehr war ich verwundert, als er plötzlich begann mir aufgeregt zu erklären wie ich das Gerät, welches ich gerade benutzte, zu verwenden habe.

Ich ließ mich darauf ein und freute mich, eine neue Seite an Christian kennen zu lernen – bis ich plötzlich die zwei jungen Mädels hinter uns entdeckte, zu denen Christian ab und an einen Blick warf. Da war mir alles klar und ich befolgte brav seine Anweisungen. Als die Mädels dann weitergingen drehte sich Christian um und warf ihnen ein Bussi mit der Hand zu.

Ich fand es sehr schön zu beobachten wie er es mit seiner direkten, höflichen Art schaffte zu zeigen, dass sie ihm gefallen und die Mädchen fühlten sich offensichtlich geschmeichelt und lächelten zu ihm herzlich zurück.

Es ist eine tolle und bereichernde Erfahrung mit Christian zusammen arbeiten zu dürfen und ich muss sagen, dass ich viel von ihm lernen kann, vor allem was die sogenannte „Entschleunigung“ betrifft. Ich hoffe wir treffen uns noch oft, um gemeinsam zu trainieren und aufregende Sachen zu erleben.

Markus Pagitsch, Freizeitassistent bei Integration Wien

Bowling!

Majlinde hatte die großartige Idee, dass wir uns einmal in einer größeren Gruppe treffen, um „Bowling“ zu spielen. Gesagt getan, also machten sich vergangenen Sonntag Abend einige Assistentinnen mit ihren Klientinnen und Klienten auf den Weg in die Milleniumcity. Eva und Bassam, Majlinde und Clara, Yasmin und Linda, Andreas, Matthias und ich – eine große Gruppe -der Spaß war also vorprogrammiert.  Anfangs sah es aus, als ob wir noch eine Stunde auf eine freie Bahn warten müssten, aber dann hatten wir sogar die Ehre in der VIP-Lounge zu spielen.

DSC_0040 DSC_0034 DSC_0007

Da die meisten von uns „Bowling-Jungfrauen“ waren, erklärte uns Matthias das Spiel und sorgte sich um das ganze drum herum. Wir formten 2er Teams, und zwar nicht die eigentlichen AssistentIn-KlientIn-Paare, sondern bunt durchgemischt, sodass wir alle einander besser kennenlernen konnten. In der ersten Runde gewann unser Profi-Bowler, Matthias, gemeinsam mit Majlinde. In der zweiten Runden suchten wir uns wieder neue PartnerInnen.  Es war ein Riesenspaß!

DSC_0060 DSC_0054 DSC_0048

Bevor sich alle wieder auf den Weg nach Hause machten, wurden Nummern ausgetauscht und vereinbart, dass der nächste Bowling-Abend bestimmt bald kommen solle!

Der Abend war also ein voller Erfolg!

Simone Fidler, Freizeitassistentin bei Integration Wien

Wir waren im Radio!

Am Montag, den 9. 1. 2015 machten wir einen Ausflug zur Klosterneuburger Straße, um bei „Radio Widerhall“ live mit dabei zu sein, einer Sendereihe von „Radio Orange“. Hierbei sollten wir die Gelegenheit bekommen, unsere Meinungen sowohl als FreizeitassistentInnen als auch als KlientInnen kundzutun und außerdem gewissermaßen Werbung für die gute Sache zu machen. Zunächst musste jedoch erst einmal eine intensive Besprechung gemacht werden. Dafür trafen wir uns in der Pizzeria am Gaußplatz mit seinem schönen Rondeau. Dies gab uns die Möglichkeiten, nicht nur die AssistentInnen kennenzulernen sondern auch andere KlientInnen. Darunter waren ganz spezielle Persönlichkeiten: Unter den AssistentInnen beispielsweise Katharina, eine Deutsche mit sehr viel Herz und Aron, ein Musiker mit eigener Band und ungarischen Wurzeln. Ihre KlientInnen: Ein schüchterner Junge namens Andreas, der jedoch im Gegensatz zu mir schon einmal genug Mut bewiesen hat, als er mit Katharina eine Woche in Deutschland verbrachte; ein Rollstuhlfahrer namens Marcel, der trotz seiner offenbar spastischen Lähmung bewiesen hat, dass er als Fernsehredakteur arbeiten kann und schließlich die blinde Laura, die uns mit ihrem unglaublichem Können auf der Ziehharmonika unterstützte, um sich dann, wie sie selbst betonte, in einer Disco dem Dancefloor hingeben zu können.

Als wir beim Radiosender ankamen, war ich positiv überrascht: Ich hatte mir einen extrem aufgewühlten Betrieb mit hunderten MitarbeiterInnen und modernster Technologie vorgestellt. In Wahrheit war die Redakteurin Eva weit und breit die einzige Mitarbeiterin in dem winzig kleinen Studio. Und sie war in höchstem Maße höflich! Wir klärten noch die Details ab: Laura sollte zur Einleitung ein Stück auf ihrer Ziehharmonika spielen, danach noch ein zweites. Dafür würde sie auch auf ihren persönlichen Musikwunsch verzichten (sonst hatte jeder von uns einen, um für Auflockerung während des Gespräches zu sorgen). Wir hatten also einmal alle Rahmenbedingungen geklärt. Was noch blieb, war die große Unsicherheit. Auch ich fragte mich: Würde ich hörbar sein oder sogar zu stottern anfangen? Gott sei Dank war der Aufnahmeraum auch eher klein, Aron half uns mit seiner Studioerfahrung als DJ im Außenraum. Und ich musste schon sehr bald feststellen, dass meine Sorgen unbegründet waren und ich erstaunlich herangereift war: Ich konnte frei von der Leber weg sprechen, wohl auch, weil ich teilweise meine snobistische Tonalität aufgesetzt hatte. Worauf aber Laura und Marcel stolz sein können ist, dass sie sich vollkommen auf das Gespräch einlassen konnten und voller Esprit waren. Erzählt wurde von unserem großen Jubiläum im Sommer, von möglichen Aktivitäten, von der Dringlichkeit, auch wegen familiären Gründen eine Assistenz zu haben und von dem dringlichen Wunsch, die Eltern von den Geldsorgen zu befreien. Auf Verenas Wunsch merkte ich am Ende auch noch an, dass sogar die Politiker eine eigene Aufgabe hätten.

Fazit: Ich hatte meinen Auftrag erfüllt und hatte selbst das Gefühl, etwas Wichtiges vollbracht zu haben. Verena war stolz auf mich, zudem bekam ich noch die Nummer von Andreas mit. Und eine Frau rief nach der Sendung an, um sich nach meinem Musikwunsch zu erkundigen („I think I see the light“ von Cat Stevens). Dies war der Beweis dafür, dass ich gehört wurde (und nicht nur meine Musik). Dass ich nachher aus Zeitgründen nicht mehr in die Disco gehen konnte, vermochte meine gute Laune nicht zu trüben.

Lassen Sie mich aber gerade deshalb noch einmal anmerken, wie wichtig es für Jugendliche ist, eine Begleitung im Alltag zu finden, wenn sie behindert sind. Für Kinder gibt es Horte und (Sonder)schulen- aber für Jugendliche? Im Grunde nur „Integration Wien“! Zudem verpassten sie eine einmalige Gelegenheit, wenn ihre Interessen nicht mit den Fähigkeiten der Assistenten vermischt würden und sich in gemeinsamen Aktivitäten ausdrücken könnten. AssistentInnen und SponsorInnen sind selbstverständlich auch herzlich willkommen, denn nur durch Ihre Hilfe können wir unsere Ziele und damit jene der Jugendlichen verwirklichen!

Danke für dieses Erlebnis. Ich hoffe, dass möglichst viele durch unsere Sendung Interesse erlangt haben und dass wir bald einen Zuwachs an KlientInnen, AssistentInnen und SponsorInnen erleben werden!

Matthias Ledoldis 

Der Verfasser dieses Textes erhält Freizeitassistenz bei Integration Wien. Der vollständige Radiomitschnitt ist hier nachzuhören.